Interview von Alexander Ippen mit Subhash vom 19. Jänner 2023
11 Jahre lang gab es an dieser Stelle ein Forum, das sich mit so genannten spirituellen Fragen beschäftigte und dabei mehr oder weniger dem Advaita Vedanta folgte, unabhängig und mit freiem Geist. In den letzten Jahren wurden zunehmend zusätzlich so genannte politische Fragen thematisiert.
Nun ist es geschlossen.
Für viele von uns hat sich der Kreis geschlossen, während sich die Spirale weiter dreht. So besteht der Wunsch – und vielleicht auch die Pflicht – denen, die nach uns kommen, einen Rat auf ihrem Weg mitzugeben.
Pendelnd zwischen Allem und Nichts 1) verstanden die meisten von uns, dass der „Blick zur Quelle” mit dem Blick nach Außen balanciert werden muss:
• Ohne Mitgefühl bleibst du an der Leere hängen.
Sich selbst zu vernachlässigen um die Welt zu verbessern ist zwar heutzutage unter „spirituellen Leuten” im Westen wenig verbreitet, eher unter „politischen”; es sei auch davor gewarnt:
• Identifiziert mit der Ich-Vorstellung wirst du unter der Welt leiden und das Leiden der Welt kaum lindern können.
Drittens möchte ich noch vor der Halbheit warnen. Dazu aus dem Gedicht „Gleichnis des Buddha vom brennenden Haus” von Bertolt Brecht:
„Diese, dachte ich
Müssen verbrennen, bevor sie zu fragen aufhören. Wirklich, Freunde
Wem der Boden noch nicht so heiß ist, dass er ihn lieber
Mit jedem anderen vertauscht, als dass er da bliebe
Dem habe ich nichts zu sagen.” So, Gothama, der Buddha.
Und ich, der ehemalige Betreiber dieses Forums, der es eröffnet und geschlossen hat, gehe mit Brecht noch weiter:
Aber auch wir, nicht mehr beschäftigt mit der Kunst des Duldens
Eher beschäftigt mit der Kunst des Nichtduldens und vielerlei Vorschläge
Irdischer Art vorbringend und die Menschen beschwörend
Ihre menschlichen Peiniger abzuschütteln, meinen, dass wir denen, die
Angesichts der heraufkommenden Bombenflugzeuggeschwader des Kapitals noch allzulang fragen
Wie wir uns dies dächten, wie wir uns das vorstellen
Und was aus ihren Sparbüchsen und Sonntagshosen werden soll nach einer Umwälzung
Nicht viel zu sagen haben.
• „Raus hier!”, lautet also mein dritter Rat. Was das für euch Nachkommende bedeutet? – Raus! Und dann schaut euch wieder um.
Mögen alle Wesen glücklich sein!
Subhash (2010)
P.S.: Der versprochene Bericht über die Kommune Niederkaufungen ist hier zu lesen: „Ich habe 7 Autos”
P.P.S.: Einige wenige letzte Exemplare meines Buches „Bleib still” gibt es vielleicht noch zu kaufen.
P.P.P.S.: Gesammelte Beiträge und Diskussionen aus dem stillgelegten Forum gibt es in der „Satsang Auslese”.
P.P.P.P.S. (2013): Inzwischen setze ich mich mit Allem und Nichts mit den Mitteln der Fotografie auseinander. Ein kurzes Statement samt Beispielen kann man hier finden. Mein Fotoblog als fotografisch/philosophisches Arbeitsbuch namens „Anschauungen photosophisch” ist hier zu finden. (Kommentare sind dort möglich und erwünscht!)
P.P.P.P.P.S. (2014): Am Kongress „Berlin Kongress 2014 Forum Erleuchtung” mit dem Motto „Erleuchtung und Soziales Leben” habe ich Ende August ’14 einen Impulsvortrag gehalten, den man hier nachlesen kann:
„Was lehrt ein Leerer und warum möchte er dennoch kein Idiot sein?”
… oder auch bei Neue Weltsicht auf DVD nachsehen und -hören (Session 9).
Inzwischen (Okt. ’16) ist der Vortrag auch im Internet gratis zu sehen:
Die Entfernung zur Erleuchtung beträgt Null und es gibt auch keinen Weg dahin; Gott, die Wahrheit und das Selbst kann man nicht finden, man kann bestenfalls den Schleier wegziehen; Wahrheit und Lüge und Manipulation; jeder schöpferische Akt muss trivialisieren und fragmentieren, erzeugt aber gerade dadurch das neu zu Erkennende, das schließlich zum Bekannten wird; was ist es denn überhaupt wert, gelehrt zu werden?; die absolute Wahrheit kann man nicht lehren; das Ich ist ebenso wenig absolut beständig wie die Körper; Objekte sind nur eine Vermutung, denn sie haben keine nachweisbare Existenz außerhalb des sie erkennenden Subjektes; Diashow, abstrakte Fotografie von Subhash …
Dann gibt es noch ein Interview von Romen und eines von Devasetu, die nach dem Kongress aufgenommen wurden:
Romen Banerjee im Gespräch mit Subhash zum Kongress Forum Erleuchtung Berlin 2014, den Satsang-Notizen, Alles und Nichts, Kunst, im speziellen Fotografie, Wahrnehmung und Schöpferkraft, zu Politik, zu Erleuchtung und zur persönlichen „Erwachensgeschichte”, zu Micky Maus, Gott und anderen Figuren
Devasetu (Jetzt-TV) befragt Subhash:
Informelle Satsangs; die Einheit in der Vielheit und die Vielheit in der Einheit; wir leben letztlich alle aus der Nondualität heraus; es gibt keine Methoden, die zur Erleuchtung führen; der Umgang mit den Enkeln; persönliche Freiräume; die wahren Ursache der Ereignisse können wir nicht erkennen; die Spielregeln unseres Systems sind uns nicht bewusst; wir sind alle Täter und Opfer; über den Kapitalismus; die wachsende Ungleichheit in den Einkommen korreliert mit der Säuglingssterblichkeit; viel Geld bedeutet nicht zwingend mehr Lebensqualität; der Zwang zur Überproduktion in unserem System; der Wunsch sich zu engagieren ist in jedem Menschen angelegt; über Selbstversorgung auf dem Land; schauen, was man selbst machen kann und dass somit keine Unterwerfung nötig ist; über Meditation; den Geist beruhigen, die Rückkehr zur Quelle; das eigene Auge kann sich selbst nicht sehen; die Arbeit Subhashs als Fotograf; die Freiheit, die Kunst uns bringen kann; Kreativität aus dem Nichts heraus; sich überraschen lassen; Ausstellungen von Subhash.
Ein paar Schnappschüsse vom Kongress: Die Menschlichkeit der Erleuchtung, die Soheit, die nicht Soweit ist, das Leuchten trotz Ausgeblasenwordensein. Einwandfreies Theater aus dem Nichts.
1) siehe das Mahamudra des Dritten Karmapa Rangdjung Dorje