„Ysperklamm”
Für manche Menschen sind Worte wie Kreativität oder Inspiration nur Wischiwaschi. Für sie ist mit Fleiß, Wissen und viel Arbeit alles getan. Vielleicht stimmt das ja auch (für sie). Vielleicht sind sie ständig so begnadet, dass ihnen gar nicht auffällt, dass sie andauernd von einer Muse geküsst werden. Vielleicht aber wurden sie noch nie geküsst und kennen den Unterschied weder aus eigener Erfahrung, noch wissen sie, dass es ohne Inspiration (d.i. „Begeisterung”) keine großartigen Bilder geben kann.
Die anderen, die den Unterschied kennen (und sich oft genug von der Muse verlassen fühlen), sind sich bewusst, dass Fotografie – wie jede Kunst – sehr schwer fallen kann. So lange man aus dem Brunnen der Kreativität schöpfen kann, mag einem alles leicht von der Hand gehen, aber wenn nichts nachfließt, dann trocknet er aus, wie David duChemin in seinen eBooks und Büchern immer wieder betont. Ein Brunnen braucht einen Zufluss und mit unserer Kreativität ist es nicht anders. Wir brauchen Anregung, Begeisterung, den Musenkuss – und natürlich ist Fotografie trotzdem nicht leicht und erfordert viel Arbeit.
Eine Möglichkeit den Brunnen aufzufüllen ist es, die Arbeit anderer Fotograf*innen zu studieren. Unlängst habe ich hier von Emanuel Raabs „Winterwald” erzählt, ein Buch, dass mich sehr inspiriert und mir neue Möglichkeiten des Sehens und der Bildkomposition beibringt.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, hin und wieder mit anderen fotografieren zu gehen. Vielleicht in Gegenden, die man nicht kennt, oder sich Motive oder Bereiche der Fotografie zu wählen, die man sonst nicht beachtet.
Aus eigener Erfahrung kann ich die Workshops von Dieter Manhart und Wolfgang Dolak empfehlen, die sie manchmal im Rahmen der „GEA Akademie” abhalten. Beide kennen das nördliche Waldviertel wie ihre Westentasche, und das hilft sehr.
Oder Sie nehmen an einem „Naturfotoworkshop” von Herbert Koeppel teil, so wie ich am letzten Sonntag in der Ysperklamm im südlichen Waldviertel. Leicht genieselt hat’s, dunkel war’s im Wald und … wunderbar! Das rotbraune, eisenhaltige Wasser der Ysper und das leuchtend grüne Moos bilden einen reizvollen Farbkontrast. Zu sehen, was und wie andere das fotografieren, kann die eigene Sehweise erweitern. Und auch Herbert kennt so seine Stellen …
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