Blues in my Eyes

Pink Floyd, 1973 (?)

Pink Floyd, 1973 (?)

Seit Jahren fotografiere ich in Konzerten, früher in großen – eines meiner Musikregale ziert ein Foto von einem Pink Floyd-Konzert in der Wiener Stadthalle, vermutlich aus dem Jahr 1973 –, in den letzten Jahren nur mehr an kleinen Veranstaltungsorten. So gut wie immer ohne Auftrag; meist wohlgelitten, manchmal gerade noch geduldet und hin und wieder auch deutlich angefeindet, wenn die anscheinend gewünschten Unterwerfungsgesten dem Veranstalter gegenüber nicht erbracht wurden. Dies sei vorausgeschickt um zu betonen, dass mir an Musik etwas liegt und ich sie gerne auch mit Fotografie verbinde.1)

Nun haben mich meine Vorlieben fürs Niederösterreichische Waldviertel und für Jazz einen eindrucksvollen Fund machen lassen. Mir war Werner Kohn kein Begriff, das muss ich zugeben …
Hoch im Norden Österreichs in Großwolfgers gibt es einen Verlag, die „Bibliothek der Provinz”. Ich besitze von ihr bereits einige Bücher und bin immer wieder von neuem beeindruckt, wie vielfältig und umfangreich ihr Gesamtverzeichnis ist. Ich hatte mir schon länger ein Buch vorgemerkt, das ich für jemanden besorgen wollte. Auf der Website des Verlages 2) herumblätternd fiel mir in der „Wühlkiste” ein Titelbild ins Auge, das ein besonders ausdrucksstarkes SW-Bild von Luis Armstrong zeigte.
Bild und Buch stammen von besagtem Werner Kohn aus Bamberg.

Cover Blues in my Eyes – Jazzfotografien aus 6 Jahrzehnten

Für mich ist er eine Entdeckung! Der Großteil der gezeigten Fotos aus den Jahren 1959 bis 2004 wurde in Schwarzweiß angefertigt; nur am Ende des Buches, das übrigens den schönen Titel „Blues in my Eyes” trägt, sind auch einige Farbaufnahmen zu sehen. Die meisten der abgebildeten Musiker*innen sind mir nicht unbekannt. Kohns Aufnahmen sind beileibe keine sterilen Studioportraits, sondern zeigen sie musizierend in Aktion. 3) Oft nicht schön und gefällig dargestellt, sondern voller Ausdruck und Hingabe an die Musik. Verzerrte Münder, geschlossene Augen, manchmal recht heftige Bewegungsunschärfen und schräge Blickwinkel – sehr lebendige, höchst emotionale Bilder, die Musik wirksam rüberbringen können.

Wer weiß, wie groß schon die rein technischen Anforderungen der Konzertfotografie sind, der kann diesen Band nur in Bewunderung und mit Erstaunen betrachten. Hochachtung gebührt ebenso der konsistenten Auswahl aus dem reichhaltigen Archiv Werner Kohns. Empfehlung!


1) Ein Beispiel aus letzter Zeit: Abschiedskonzert „Dschungelorchester”. Aber auch auf der Website des grandiosen Jazzforum Mödling gibt es viele meiner Aufnahmen zu sehen. 

2) www.bibliothekderprovinz.at, leider verwendet diese Website Frames und daher sind Deep Links nicht sinnvoll anzugeben, aber suchen Sie nach „Blues in my Eyes” oder „Kohn”!  
3) Auch Studioaufnahmen von Musiker*innen müssen selbstverständlich nicht steril sein, wie z.B. die Plattencover für Patti Smith von Robert Mapplethorpe („Horses”) und Annie Leibovitz („Gone again”) zeigen. 

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