Monduntergang & TPE

Subhash: „Vollmond-Untergang”

Monduntergang

Manche Dinge sieht man nicht bevor man sie fotografiert, und manche muss man einfach fotografieren, wenn man sie zum ersten Mal sieht. In der Nacht auf den 15. Juli dieses Jahres habe ich zum ersten Mal seit ich lebe bewusst den Mond untergehen sehen.

Ich weiß nicht mehr, ob ich wusste, dass er an diesem Tag für mich gut zu sehen sein würde, aber sicherlich war mir bewusst, dass Vollmond war. Ich wachte in der Nacht gut ausgeruht auf (was mir selten passiert) und setzte mich an einen Tisch um zu lesen. Als ich den Blick hob, hatte ich groß, rot und eindrucksvoll den Mond direkt vor mir.
Ich holte Kamera und Stativ, montierte mein brennweitenstärkstes Objektiv, setzte die Kamera auf manuell, Infrarot- und Spiegelvorauslösung und machte eine Testaufnahme um die richtige Belichtung für ein digitales Negativ heraus zu finden. Der Mond sank schnell tiefer.

Die oben gezeigte Aufnahme entstand dann 13 Minuten vor Sonnenaufgang um 4:57 Uhr. Die Aufnahmedaten: Zuiko 70-300 mm bei 300 mm an der Olympus E-3 (der Bildwinkel entspricht einem 600 mm-Objektiv an einer Kleinbildkamera) bei 0,4 sec Belichtungszeit, Blende 5,6 und 200 ISO. Die RAW-Datei wurde händisch entwickelt, quadratisch und auch in der Höhe leicht beschnitten. Wer genau schaut, sieht im unteren Drittel den Arm eines Baukrans: Den habe ich nicht wegretuschiert, aber so dunkel gehalten, dass er nicht stört.
Ich hätte wissen können, dass dieser Vollmond aus diesem Fenster gut sichtbar sein würde. Es gibt da nämlich ein sehr hilfreiches Programm: „The Photograper’s Ephemeris” 1), das nicht nur für beliebige Orte und Tage Auf- und Untergang von Sonne und Mond liefert, sondern auch erlaubt festzustellen, ob ein Berg (oder Gebäude) die Sicht behindert und andere für Fotograf*innen nützliche Dinge mehr. Allerdings gibt es TPE bisher nur in Englisch.
Screenshot – The photographer’s Ephemeris

Ausführliche Anleitungen und auch Video-Tutorials sind im Netz zu finden. Eine gute Quelle wäre photoephemeris.com, wenn die Site in Firefox derzeit nicht gerade wieder unmöglich dargestellt würde (Korrektur wurde veranlasst). Beispielsweise lässt in einem Video ein Fotograf für eine Aufnahme Tag, Ort und Stunde des gewünschte Lichts hinter einer Burg in England berechnen:

Klicken Sie hier um dieses Video zu sehen.
Man kann sich aber auch einfach früh erwacht an einen Tisch setzen und die Augen aufmachen. Wenn man Glück hat, sieht man in der schwindenden Nacht etwas, was man noch nie gesehen hat.


1) „The Photograper’s Ephemeris” läuft plattformübergreifend und ist kostenlos erhältlich: www.photoephemeris.com Weiters sind mobile Versionen um wenig Geld erhältlich. 

 Aufrufe dieser Seite: 8.878

↓ Ähnliche Artikel

  • Licht kann man nicht sehen
    Licht wird nur sichtbar, wenn es auf Materie trifft. Ist Licht also eine Eigenschaft der Materie? Weiterlesen
  • Einladung zur Ausstellung „Fern.Weh”
    Anklicken zum Vergrößern! Ich freue mich zur Ausstellung „Fern.Weh” in der Niederösterreichischen Galerie kunstraumarcade (Mödling) einladen zu dürfen: Am Samstag, den 10. November um 18 Uhr wird eröffnet. Zusammen mit Christof Aigner, Ina Loitzl, José Pozo und Bernhard Tragut (Fotografie, Multimedia, Malerei und Skulptur) zeige ich abstrakte Fotografie zum Thema. Die Ausstellung wird dann bis 22. Dezember 2012 geöffnet sein Weiterlesen
  • Von Caracas nach Cartagena
    „El sonido de 23” Kreative statt absurder Arbeit Man müsse versuchen Arbeit wieder zu einer kreativen Lebensäußerung werden zu lassen, das war in etwa die Antwort des Venezolanischen Künstlers Luis Britto Garcia auf meine Frage, wie man den neoliberalen Vormarsch in Europa behindern könne. Arbeit als schöpferischer Akt – wie weit sind wir doch meist davon entfernt! Blinde Weiterlesen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert