Das Foto des letzten Beitrags „Austrieb (Walnuss) #7481” (siehe links) habe ich zur selben Zeit wie hier auch auf Flickr gepostet. Es wurde unter die besten 500 Fotografien dieses Tages gewählt, und dadurch hatte ich in 48 Stunden über 6.000 Zugriffe, ca. 150 Sternchen (entspricht den hiesigen Herzerln) und mehrere Kommentare. Hier in der selben Zeit waren es an die 20 Zugriffe, 1 Herzerl und kein Kommentar.
„Fehlende Reichweite” nennt man das.
Dabei kann ich mich ja gar nicht beklagen. Im Laufe der Jahre haben in diesem Fotoblog über 3,2 Millionen Zugriffe stattgefunden, der Schnitt pro Beitrag liegt bei fast 5.700 Zugriffen. Nur: Das ist eine ziemlich dürre Angelegenheit. Es fehlt der zwischenmenschliche Kontakt. Auf Flickr gibt es immerhin zwei, drei Fotograf*innen, deren Bilder ich zu schätzen gelernt habe. Wenn die eines meiner Bilder als „Favorit” setzen (= Sternchen), dann bedeutet mir das etwas, obwohl ich keine*n davon persönlich kenne. Ich kenne sie „nur” über ihre Fotografien. (Erfreulich lebendig geht es hier beim Projekt „See the bigger picture” zu. Das gibt es lebhafte, wenn auch virtuelle Diskussionen.)
Wie viel interessanter als Internet ist doch die Vernissage einer Fotoaustellung! Ein*e einzige*r Interessierte*r, ein einziges engagiertes Gespräch, und ich fühle mich als Ausstellender oder andernfalls als Besucher schon reich beschenkt. Anerkennung im Internet ist blutleer und vergleichsweise uninteressant. Die Zahlen bedeuten wenig, weil nichts sinnlich Erfahrbares dahinter steht. Nichts kann den direkten zwischenmenschlichen Kontakt ersetzen.
Unlängst habe ich eine virtuelle Ausstellungspräsentation eines großen deutschen Instituts gesehen. Ich habe nach der Hälfte abgebrochen, weil ich sie so schlecht fand. Dabei liegt es sicherlich nicht am Können (oder am nötigen Geld für die Umsetzung). Für mich ist so etwas einfach kein Kunsterlebnis, sondern eine schwache Simulation, die mich als Betrachter noch dazu bevormundet. Tempo und Reihenfolge ist ja vorgegeben, Bildwinkel, Bildausschnitt ebenso. Und dann die „Kunsterklärungen”! Wie in der Schule bei einem (eher schlechten) Zeichenlehrer. Und ich kann ihm nicht einmal widersprechen oder auch nur nachfragen, wie beispielsweise bei einer realen Kurator*innen-Führung. Ich kann mir so einen Internet-Präsentationstext nur mehrmals anhören oder ihn mehrmals lesen. Dadurch wird er aber auch nicht besser. Jedes Dorfmuseum, jede Provinzgalerie ist mir lieber, wenn ich nur reingehen kann und jemanden vorfinde, dem sie am Herzen liegt. Das hat Qualität! „Digital” ist im Vergleich banal.
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