Überall diese unendlich langen weiße Sandstrände und recht sauberes Meer. Aber sehr warmes Meer, leicht erfrischend wirkt die etwa 30 Grad warme Luft, wenn man aus dem gut temperierten Ozean kommt. Am Strand gibt es frei laufende Hunde, manchmal eine kleine Rinderherde, Mopeds fahren auf und ab, Motorboote fahren auch zwischen den Schwimmenden umher. Und dominanter Abfall – die Plastikflaschen. Gut dass wir in Europa so umweltbewusst sind, als Ausgleich dazu.
Ständig wird man angesprochen, wie es einem so geht, woher man kommt und ab man nicht irgendwas brauchen könnte, ein Moped zu leihen, eine Bootstour, eine Kokosnuss. Die fällt einem nicht auf den Kopf, sondern sie wird offen gehackt, und dann kann man daraus trinken. Manche wollen einfach nur reden. Mir ist das alles viel zu anstrengend. Ich unterhalte mich nicht gerne in gebrochener Sprache und dann auch noch irgendwelcher Small Talk, also gehe ich gezielt Umwege um solche Kontakte zu meiden. Das tue ich zuhause ja ähnlich, so gut es geht. Ich mag gute Gespräche sehr, wo beide interessiert am anderen und seiner Erzählung sind, eine wahre Freude gegen das Small-Geplapper. Üblich ist hier in der dörflichen Struktur, dass alle einander grüßen, jambo! Und klar, als Weißer ist man hier halt exotisch, die Kinder schauen einen extra lange und sehr genau an.
Obwohl ich ja gerne hierher gekommen bin, finde ich mich doch immer wieder dabei, über den Sinn des Reisens zu reflektieren. Kann auch sein, dass es mir früher mehr Freude gemacht hat, ich habe es ja auch ziemlich intensiv betrieben. Heute geht mir jedoch die Hitze genau so auf die Nerven, wie zuhause die Kälte. Vermisse ich dort das exotischere Essen, so sehnsüchtle ich jetzt nach frischen Semmeln. All diese Ausflüge, um Land mit Leuten kennen zu lernen, reizen mich nicht wirklich. Im Meer oben schwimmend zu schnorcheln um nach unten zu schauen und bunte Fische zu sehen, na ja was soll’s. In die große sehr desolate Stadt zu fahren und dort als höchst sichtbarer Tourist mit Kaufpotential erkannt zu werden, eigentlich auch nicht mein Ding.
Einfach unter den Palmen zu sitzen, im guten Abstand zu den Nüssen, die warme Luft und die anderen Geräusche zu erleben, das kann was. Aus meiner inneren Stille heraus dem Rauschen des Ozeans zu lauschen, ja schon. Mit meinem Kind eine gute Zeit zu verbringen, auch gut. Obwohl ganz langsam im Hintergrund schon die Widerständigkeit der Pubertät, des jungen Ewachsenwerdens mit zunehmender Lautstärke wahrnehmbar wird, auch das gehört zum Vatersein.
Viel Zeit zum Reflektieren, wie das so weitergehen könnte in dieser äußerst verrückten Zeit mit immer weniger werdenden Freundschaften zu Menschen, für die man gefühlt an einem anderen Ufer ist, wo sie ja auch wiederum sind. Für mich sind diese Trennungen nicht so ganz neu. Klar, in dieser Dichte habe ich sie bisher noch nicht erlebt, aber ich habe mich immer mehr wohl gefühlt unter Gleichgesinnten. Es gibt eben Dinge, die kann man jemanden, der diese nicht im Ansatz erleben kann oder will, nicht vermitteln. Ein wenig davon liegt hier in der Luft, zumindest ist hier eine deutliche Mehrheit völlig außerhalb der Coronaängste und -zwänge.
Ich werde versuchen, noch mehr Gleichgesinnte zu finden, noch mehr mit diesen Gemeinsames leben und tun, zurück in Europa. Vielleicht ist das die Lernerfahrung Afrikas, es ist möglich seine eigene Realität zu finden und auch, so gut es geht, zu leben. Die Herausforderung könnte sein, in einem immer totalitärer werdenden Staatssystem ein möglichst hohes Maß an Freiheit zu leben.
Hakuna Matata – was soviel heißt wie „es gibt kein Problem, mach dir keine Sorgen.” Auch klar, am Ende sterben wir alle, bis dahin sehe ich es als meine Aufgabe, es mir so gut gehen zu lassen wie nur möglich, wenn das wiederum möglichst viele täten, nicht auf einanders Kosten, das wäre doch weitaus mehr solidarisch als jede Impfung oder Maske. Verliere ich durch eine solche Aussage „Freunde” oder Mitmenschen, auch gut, mögen sie in Frieden weiterziehen und möge ihnen keine Kokosnuss auf den Kopf fallen! Viel mehr gibt es nicht wirklich zu befürchten.
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