Sie wollten die Fotografie aus dem Würgegriff der Technik und dem Zwang zum Dokumentarischen befreien und sie verstärkt als impressionistisches, flexibles Medium einsetzen.
[…]
Die Piktoralisten waren der Auffassung, dass die Fotografie weder dokumentarisch Fakten aufzeichnen, noch als Mittel zur Nachschaffung von Kunstwerken dienen sollte …
(Pam Roberts: „Alfred Stieglitz, Galerie ,291’ und Camera Work” in „Camera Work – The Complete Photographs”)
Wie konnte das alles nur wieder verloren gehen?! Warum sehen wir heute beinahe ausschließlich dokumentarische Fotografie, selbst da, wo sie den Anspruch Kunstwerk zu sein erhebt? Was hat die Arbeit von Alfred Stieglitz und vielen anderen um die Jahrhundertwende zum 20. Jhdt. zunichte gemacht? Warum erntet man heute nur verständnislose Blicke, wenn man diesen Umstand anspricht?
«África 2» 1)
Es mag ja mit dem Gefühl der Alternativelosigkeit zusammenhängen, das den Glauben, in der besten aller möglichen Welten zu leben, abgelöst hat. Mit dem Glauben, dass diese Wirklichkeit die einzige sei, die es geben könne. Dass Träume unproduktiv und Aufbegehren unprofitabel sei. Wenn man so naiv an die gleichsam naturgesetzliche Zwanghaftigkeit der Wirklichkeit glaubt, dann liegt es nahe ebenfalls zu glauben, dass mit dem oberflächlichen, detailreichen Erfassen dieser Wirklichkeit auch schon alles getan sei. Das könne die Fotografie bei weitem am besten (ausgenommen sei der Film), und daher sei die Aufgabe der Fotografie das Abbilden, das Dokumentieren.
Dabei kann sie so viel mehr! 2)
Sie kann nicht nur ein Abbild der subjektiv wahrgenommenen Wirklichkeit sein, sondern auch ein Ausdrucksmittel für das Unmanifestierte, das noch zu Leistende, das Transzendente, die Freiheit. Sie kann subversiv sein, andere Wirklichkeiten als die herrschende zeigen, so wie jede andere Kunstform auch.
Wäre es nicht an der Zeit endlich wieder eine „Photo Secession” zu gründen und Gleichgesinnte zu versammeln und ihnen ein Ausdrucksmittel zu geben? Endlich die Vorherrschaft des Dokumentarismus zu brechen und wieder zu denken, was möglich wäre, zu zeigen, was noch nicht ist? Ich bin sicher, es gibt da draußen andere, die dieses Anliegen verstehen – ein paar davon kenne ich bereits – aber da müssen viel mehr sein! Es geht nicht darum die dokumentarische Fotografie zu überwinden, wohl aber ihre Vorherrschaft und den Zwang dazu. Können wir uns nicht zusammentun und gemeinsam von neuem zeigen und etablieren, was schon einmal erobert war?
1) África ↑
2) siehe meine künstlerische Website ↑
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