Flyer – Rückseite 1)
„Was kostet’s?” ist in unserer geldbetonten Wirtschaftsweise eine wichtige Frage. Denn seriöserweise muss ich abschätzen, ob ich mir das Angebotene leisten kann. Ob ich den geforderten Gegenwert in Geld erbringen möchte und kann. Das wäre ja noch relativ einfach.
So einfach ist es aber nicht, wenn man ein wenig nachdenkt. Denn ein bestimmter Geldbetrag ist kein absoluter Wert, obwohl es erst einmal so aussieht; Geld ist kein Wert an sich, sondern ein Symbol für einen Wert, ein Versprechen. Geld kann man nicht essen, man kann sich schlecht damit bekleiden, zum Wände tapezieren ist das Format zu mühselig, zum Einheizen brennt es zu schlecht.
Auf der Rückseite unseres Workshop-Flyers ist der Preis angegeben (siehe links oben). Ja, aber nicht ein Preis, sondern gleich drei. – Warum? – Und am Plakat zum Workshop „Spiel der Wirklichkeit” steht „ab 180,– €” – Warum „ab”? –
In Europa, und nicht nur da, sind die Einkommen der Leute äußerst ungleich hoch. Ungerecht ungleich, wie wir meinen. In der gleichen Zeit „verdienen” die einen Tausendfaches der anderen. Wie soll man das verstehen? Sind sie vielleicht 5.000 Mal 2) so fleißig wie die anderen? 5.000 Mal so tüchtig? Haben sie 5.000 Mal so lange gelernt ihren Beruf auszuüben? –
Natürlich nicht. Es ist unmöglich, dass die einen 4 Jahre in Ausbildung sind und die anderen 20.000 Jahre. Es ist absurd zu sagen, dass die einen 5.000 Mal so fleißig sind wie die anderen oder 5.000 Mal so geschickt. Abgesehen davon ist jede menschliche Leistung immer und überall eine kollektive Leistung. Ohne seine Eltern, ohne Schule, Freunde, menschliche Gesellschaft würde kein einziger Mensch überlebt haben. Alles Wissen, alle (Vor-) Kenntnisse, alle Techniken sind zum allergrößten Teil nicht von dem einen „verdienenden” Menschen erbracht worden, sondern von unzähligen seiner Vorgänger*innen. Der eigene Anteil an jeglicher Leistung ist verschwindend gering.
Wenn wir nun eine Leistung anbieten und von jedem Menschen in dieser Gesellschaft das selbe verlangen würden, so würde das für jede*n etwas anderes bedeuten. Die einen müssten beispielsweise einen Wochenlohn ausgeben, die anderen einen Minutenlohn. Das finden wir nicht so gut. Um auf diesen Sachverhalt wieder einmal aufmerksam zu machen und ihn zugleich ein ganz klein wenig zu entschärfen, haben wir drei Preise für „Spiel der Wirklichkeit” 2016 in Weitra angegeben: 180,–/220,–/260,– €. Jede*r Teilnehmer*in bezahlt nach eigener Einschätzung. Und für die groß Verdienenden haben wir eine Sonderregelung (siehe Fußnote).
Viel Vergnügen und bitte bald anmelden, damit wir gut planen können.
1) Dieser Text wurde für einen Workshop im Jahr 2016 geschrieben. Ich versuche aber wo immer möglich unterschiedliche Preise für Workshops anzubieten.
2) „In Deutschland brachte es Porsche-Chef Wendelin Wiedeking auf das 5.000-fache eines angenommenen Mindestlohns von 1.250,– € pro Monat.” (Christian Felber: „Gemeinwohlökonomie – Das Wirtschaftsmodell der Zukunft”, Deuticke 2010)
Also, lieber Herr Wiedeking: Wenn Sie sich für unseren Workshop anmelden, dann reden Sie mit uns, zahlen die gesamten Workshop-Kosten und laden alle anderen Teilnehmer*innen ein, inklusive Kost und Quartier. Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber irgendwo muss man ja anfangen mit der Wiedergutmachung. ↑
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