Licht ist das Um und Auf der Fotografie. Das ist eine banale Feststellung, was nichts daran ändert, dass man sie nicht wichtig genug nehmen kann. Licht beeinflusst die Stimmung eines Bildes: Es kann dramatisch oder sanft, hart oder weich, gleichmäßig oder punktuell sein, und es kann verschiedene Farben annehmen. Es erzeugt Schatten oder beinahe keine, es ist duftig oder bleiern und alles dazwischen.
In der Portraitfotografie unterstreicht es bei gekonnter Anwendung den Aspekt des dargestellten Menschen, den der Fotograf bzw. die Fotografin hervorheben möchte. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um natürliches Licht oder Kunstlicht handelt. Die Richtung, die Art, die Farbtemperatur, alles spielt eine Rolle. Um das Licht für Portraits zu erforschen, gibt es eine große Hilfe:
Eine Puppe. Denn eine Puppe bewegt sich nicht und hat immer den selben Gesichtsausdruck. So sieht man sehr gut, wie eine Änderung des Aufnahmestandpunkts, der Brennweite, des Ausschnitts oder des Lichts das Ergebnis beeinflusst. Eine Untersicht kann beispielsweise Selbstbewusstsein ausdrücken, aber auch schnell überheblich wirken, eine Aufsicht verniedlichend, hartes Licht markant, männlich und dynamisch, wobei es Hautunreinheiten und Falten betont. Weiches Licht wirkt zärtlich und romantisch, usw. Wenn sich nun das Motiv überhaupt nicht verändert, sieht man sehr gut, was man als Fotograf*in für Möglichkeiten der Gestaltung hat.
Die sechs Aufnahmen unten stammen aus Tests harter Lichtsetzung. Sie wurden mit einem einzigen entfesselten Systemblitz aufgenommen, nur bei Bild 3 kam ein weißer Reflektor von links unten dazu, beim letzten Bild ein zweiter Blitz mit einer kleinen Softbox, der die Schatten aufhellte und mithalf klassisches Rembrandtlicht zu erzeugen. In der ersten Bildreihe war der Systemblitz mit einer 16°-Wabe versehen, in der zweiten mit einer 25°-Wabe, beim letzten Bild wurde stattdessen die Streuscheibe benutzt. Man sieht das am weichen Schattenrand im Vergleich zu Bild 3. Die Puppe wurde nicht bewegt, die Kamera stand auf einem Stativ und blieb ebenfalls bei allen Aufnahmen am selben Ort. Die optische Achse des Objektivs befand sich etwas unterhalb der Augenhöhe, es liegt also eine leichte Untersicht vor. Selbe Brennweite bei allen gezeigten Aufnahmen:
Wie schmal das Gesicht auf Bild 3 im Vergleich zu Bild 5 aussieht! Bild 2 fast ängstlich, Bild 3 dagegen selbstbewusst. Leicht unheimlich das Licht von unten auf Bild 4, am freundlichsten Bild 6, aber auch am gewöhnlichsten. Ziemlich große Unterschiede, erzeugt nur durch die Lichtsetzung.
Jede*r Berufsfotograf*in lernt in der Ausbildung Licht zu setzen. Eine gute Übung, Sonnenlicht ebenfalls aufmerksamer wahrzunehmen und gezielt einzusetzen!
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