Letztes Update: 11.1.2004
Zeug(inn)enaussagen im Fall Samuel

Aus den niederschriftlichen Befragungen:
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Kriminalbeamter 1 (Geschädigter):
"… Am linken Flügel unserer Reihe kam es zu Auseinandersetzungen. Ich wollte den teilweise am Boden liegenden Kollegen zu Hilfe eilen und ging in deren Richtung. Auf dem Weg dorthin verspürte ich plötzlich einen Schlag oder Stoß gegen meine rechte Körperhälfte worauf ich zu Boden stürzte und auf mein linkes Knie fiel. Ob die Ursache ein Fußtritt, ein Stoß oder ein Schlag für meinen Sturz war, kann ich nicht genau sagen, weil alles so schnell ging. Bevor ich zu Fall gebracht wurde und unmittelbar nachdem ich den Boden berührte, habe ich niemanden gesehen. Als ich mich nach den Angriff auf mich stabilisiert hatte, sah ich eine Person von mir in gerader Richtung weglaufen. Es kann sich bei dieser Person nur um den Täter handeln, da mir er am nächsten war, sich keine andere Person um mich befand und er flüchtete. Diese Person beschreibe ich wie folgt: …"
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Kriminalbeamter 2 (Zeuge für den Kläger):

"… Im Zuge des weiteren Vorgehens sah ich, wie ein Demonstrant mit auffällig roter Jacke und blauen Ärmeln, einen Kollegen, welcher am Boden lag, mehrmals trat.

Wo er den Kollegen genau getroffen hat, kann ich nicht sagen …"
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Kriminalbeamter 3 (Zeuge für den Kläger):
"… Im Zuge der Räumaktion konnte ich wahrnehmen, wie mehrere Personen in Zivilkleidung mit 2-3 Uniformierten mit grünen Uniformen, ein Handgemenge hatten. Ein Teil der Personen stürzte dabei zu Boden. Der von mir wenig später angehaltene Beschuldigte (Anm.: Im Original Beschuldigter mit Namen erwähnt) lief auf einen sich zu Boden beugenden Polizisten zu und versetzte ihm aus vollem Lauf einen kräftigen Fußtritt. Er entfernte sich danach schleunigst in Richtung Verkehrsbüro am Getreidemarkt. Ich konnte dies aus einer Entfernung von ca. 5 Metern zweifelsfrei wahrnehmen …"
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Samuel (Beschuldigter):
"… Danach kam Frau Petrovic aus Richtung der Polizeisperre auf die Demonstrationsteilnehmer zu. Sie sprach mit einem Freund von mir, Matthias (…), ich stand dabei unmittelbar hinter den beiden Personen. Während des Gespräches, auch diesmal bekam ich von der Auflösung nichts mit, (Anm.: Welche zu dieser Zeit, anders als man mir vorhielt, nicht verlautbart wurde!) stürmten die Polizisten in geschlossener Reihe auf die Demonstranten zu. Da Frau Petrovic und Matthias nicht, wie die anderen Demonstranten davongelaufen sind, blieb ich in ihrer Nähe, da ich mich dort - wegen ihrer Zugehörigkeit zum Nationalrat - sicher fühlte. Wegen der tumultartigen Situation sind jedoch auch Frau Petrovic und Matthias rechts in Richtung der Grünfläche bei der Friedrichsstraße ausgewichen. Ich bin den Beiden wiederum in einer Entfernung von ein paar Metern gefolgt. Die heranstürmende Polizei verwendete zu diesem Zeitpunkt auch Schlagstöcke, wobei ich mehrmals getroffen wurde. Es ging alles sehr schnell und konnte ich (Anm.: Richtig wäre "ich konnte" - Fehler in der Niederschrift) Bruchteile später bemerken, wie Frau Petrovic und Matthias auf einen Grünstreifen gestürzt waren. Auch ich war in der Vorwärtsbewegung, kam aber nicht zu Sturz. Ich habe dann versucht, zu den beiden zu gelangen. Dies ist mir aber nicht gelungen, da ich wegen der Schläge abgedrängt wurde und deshalb in Richtung Naschmarkt zu den anderen Demonstranten lief. (…) Beim Weglaufen bekam ich auch noch einen Fußtritt gegen mein linkes Knie (Innenseite). Dadurch bin ich nach einiger Zeit langsam weitergehumpelt. (…) Ich möchte angeben, dass ich während dieses Zeitpunktes die meiste Zeit von einem Polizisten fest an den Haaren gehalten wurde. Meine Fragen nach dem Grund der Anhaltung wurde wiederum nicht beantwortet. Es fielen Bemerkungen wie – mir machen dich zum Skinhead (Anm.: Eigentlicher Wortlaut war: "Wenns'd net sofort a Ruh gibst mach ma di zu an Skin" und eine weitere Bemerkung lautete: "Sei still, du hast da überhaupt nichts zu reden" - steht allerdings so nicht in der Niederschrift) - und ich glaube weil sich ein Kamerateam näherte, konnte ich dann gehen …"
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Aus der Aussage von Matthias vor Gericht:
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Matthias (Zeuge für den Angeklagten - im Gespräch mit der Richterin):
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Zeuge:
"… Der Beschuldigte stand immer in unmittelbarer Nähe, bis die Einsatzkräfte direkt auf uns getroffen sind. Dann sind Dr. Petrovic und ich Richtung Grünfläche abgedrängt worden. Der Beschuldigte wollte zu uns kommen, das ging nicht. Dann wurden Dr. Petrovic und ich umgestoßen, ca eine Minute später durften wir uns wieder erheben und wurden im Spalier vorne zum Naschmarkt gebracht worden."
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Richterin:
"Haben Sie den Beschuldigten noch gesehen, ab dem Zeitpunkt, in dem Sie abgedrängt wurden?"
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Zeuge:
"Ich habe nur gesehen, dass er umringt von Exekutivbeamten war und zu uns wollte, danach habe ich ihn nicht mehr gesehen …"
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(…)
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Richterin:
"Was meinen Sie mit "Polizeigewahrsam"?"
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Zeuge:
"Es waren mehrere Exekutivbeamten bei ihm, einer hat ihn an den Haaren gezogen."
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(…)

Aus den Aussagen von Fr. Petrovic:

MMag. Dr. Petrovic: (Zeugin für den Angeklagten - im Gespräch mit der Richterin):

MMag. Dr. Petrovic:
„(...) da war ein rechter Wirbel, weil viele Leute schrecklich verprügelt worden sind. Er (Anm.: = Samuel) war umringt von Polizisten.
Ich hatte den Eindruck, dass er (Anm.: =Samuel) uns helfen will vom Boden aufzustehen, da wir ja sehr brutal niedergestoßen wurden. Mir ist nichts dabei passiert, aber dem Herrn Matthias. Er ist ziemlich stark geschlagen worden, obwohl er am Boden gelegen ist. Er (Anm.: =Samuel) wollte uns helfen aufzustehen und in dem Moment ist er umringt worden von Polizisten und wurde abgedrängt.“

Fußnote:
Die türkisen Hervorhebungen und die Anmerkungen stammen vom Beschuldigten Samuel. Im Original sind selbstverständlich alle Namen vollständig vorhanden. Ansonsten wurden die Niederschriften und Zeugenaussagen vor Gericht wörtlich zitiert. Sämtliche Fehler der Originaltexte wurden übernommen.