Der Hauptsitz der UBV ist das ehemalige Verwaltungsgebäude der PdVSA, der Erdölgesellschaft, das beim so genannten “Ölstreik” 2002/2003, der ja eher als Aussperrung zu betrachten ist, vom höheren Management verlassen und daraufhin von der Regierung als Universitätsgebäude in Besitz genommen wurde. Die UBV wurde am 29. Juli 2003 gegründet. Sie ist als Antwort auf den Neoliberalismus gedacht, besteht aus 9 Hauptgebäuden und über 300 Nebenstellen, die über das ganze Land verstreut sind. Jedem und jeder soll ein kostenloses Studium ermöglicht werden.
Vortrag von Dr. Julio Vivas
“UBV, eine Universität für das 21. Jhdt.”
1999 zu Beginn der Regierung Chávez haben wir folgendes Bild der Bevölkerung:
- 2.000.000 Menschen sind ohne Identifikation, das bedeutet ausgeschlossen vom gesellschaftlichen Leben. Ohne Wahlrecht, ohne Möglichkeit auf öffentlichen Transport, ohne Bankkonto, usw. Eine der ersten “misiones” (Sozialprojekte) hat das weitestgehend behoben.
- 1,5 Mill. erwachsene Analphabeten (-> mision “Robinson”)
- 0,7 Mill. ohne Grundschulabschluss
- 1,2 Mill. ohne weitergehenden Schulabschluss
- 0,6 Mill. haben Schulabschluss, aber keine Universitätsausbildung
- < 50% der Kinder haben keinen Schulzugang
Diese Zahlen sind nicht typisch für Venezuela, sondern allgemein für Südamerika und die so genannte Dritte Welt. Sie sind ein Ergebnis des neoliberalen, kapitalistischen Wirtschaftens, das Bildung als Ware sieht, die erkauft werden muss, und nicht als Recht eines Menschen.
Ein gutes Beispiel für den Warencharakter der Ausbildung sind die Ärzte Venezuelas: Für die oberen 20% der Bevölkerung gibt es 50.000 Ärzte. Diese Privatärzte betreuen durchschnittlich etwa 100 Patienten. Ein “bolivarianischer Arzt” betreut dagegen tausende Patienten. Sie gehen in die barrios und aufs Land. Nur 4 auf privaten Unis ausgebildeten Ärzte haben sich dafür gemeldet.
Nun wird eine kostenlose medizinische Versorgung für alle geboten, eine Erhöhung der Zahl der Medizinstudenten auf 100.000 wird angestrebt.
Auf der UBV, der ersten sozialistischen Universität in Venezuela, werden 14 indigene Sprachen unterrichtet, weiters unter anderem Englisch, Französisch, Russisch, Chinesisch, Deutsch und Spanisch für Ausländer. Die Universität arbeitet natürlich auch mit einigen misiones zusammen (mision sucre: flächendeckende universitäre Ausbildung; mision ribas: Möglichkeit, die Matura nachzuholen; …)
Ziel der UBV bzw. des Bildungsideals, das sie vertritt, ist die Überwindung des Egoismus, dessen strikteste Ausbildung der Kapitalismus, der Imperialismus ist. Die UBV erzieht daher bewusst zur Solidarität. Der Bildungssektor ist von 1% auf 7% des Budgets gestiegen, das Bildungsbudget hat sich vervierfacht. Der Zugang zur UBV ist völlig frei. Als erstes soll den 600.00 Leuten mit Schulabschluss ein Studium ermöglicht werden, soferne sie das wollen. Nach einer Umfrage haben außerdem 500.000 Arbeiter Interesse an universitärer Bildung. Es gibt also noch einiges zu tun.
(Zuletzt geändert am 25.10.'10 um 8:51)
Am 14. Februar 2008 um 16:29 Uhr
wieso eigentlich das besitzanzeigende fürwort vor “venezuela”?
ist das nicht reichlich unsensibel?
wem gehört venezuela?
dachte ich nur grade so….
ich find’s spannend, hier zu lesen
Am 14. Februar 2008 um 17:19 Uhr
@Petra:
·Mein· Venezuela stellt keinen Besitzanspruch dar, sondern verweist auf die Subjektivitaet, die ich nicht verbergen will, und auf die Zuneigung, die ich verspuere.
lG
Subhash
Am 27. Januar 2010 um 10:57 Uhr
Es ist wirklich unglaublich was man manchmal zu lesen bekommt.
Sollte man den Worten von Dr. Julio vicas glauben schenken hieße
das, dass es vor den Bolivarianern keine Medizinische Versorgung in Venezuela gab.
1. In Venezuela gibt es und gab es kein Medizinstudium an privaten Unis.
2. Alle Promovierten Medizinstudenten “mussten” nach Abschluss des Studiums 1 Jahr im Landesinnern oder 2 Jahre in der Stadt
in den Barrios oder in Öffentlichen Krankenhäusern arbeiten.
3. Noch nie war die Medizinische Versorgung der Venezolaner so schlecht wie heute. In den Krankenhäusern muss der Kranke bzw.
seine Angehörigen alles von den spritzen bis zum pflaster selber mitbringen oder irgendwie kaufen, da die Revolution diese Kleinigkeiten nicht für wichtig hält.
Die Kubanischen Ärzte in den Barrios können nichts weiter tun als den Leuten ein paar Tabletten geben da sie keinerlei Ausrüstung haben.
Der schlechte Service in den öffentlichen Krankenhäusern verursacht den armen noch mehr Probleme da sie sich gezwungen fühlen eine private Versicherung abzuschließen um so Zugang zu
medizinischer Versorgung zu haben.
Als Kommentar zu MEIN vor Venezuela kann ich nur sagen dass ich es ein viel größerer Besitztanspruch ist ein Ganzes Land mit der Bezeichnung einer politischen Fraktion zu versehen.
Der richtige Name ist Republica de Venezuela und da wir schon über meine reden…. Meine Venezolanische Fahne hat nur 7 Sterne.
Am 27. Januar 2010 um 19:41 Uhr
Hallo Heinz!
Ich denke, wir können es den Betroffenen überlassen zu beurteilen, ob die medizinische Versorgung besser oder schlechter geworden ist. Wenn du aber konkrete Missstände kennst, würde ich dich bitten den Versuch zu unternehmen, sie den Behörden zu melden und gleichzeitig vielleicht selbst mit einer Spende auszuhelfen, falls dir das möglich ist.
Nach 500 Jahren Kolonisation, Kapitalismus und zuletzt Neoliberalismus wäre es ein Wunder, könnte man alle Missstände in 10 Jahren beseitigen und alles in Ordnung bringen. Mein Eindruck war und ist nach wie vor, dass diese Regierung sich endlich um die Leute kümmert, die zuvor nicht einmal zur Kenntnis genommen wurden. Es ist wahrscheinlich, dass auch sie nicht fehlerlos arbeitet, noch wahrscheinlicher ist es, dass Oppositionelle boykottieren, wie so oft in Venezuela, selbst wenn das die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigt. Schließlich ließen Oppositionelle beim Aprilputsch sogar auf eigene Anhänger schießen um Chávez anzuschwärzen.
Dass du die Verfassung nicht respektieren willst, finde ich etwas bedenklich. Schließlich wurde sie in einem Konvent beschlossen, was man übrigens vom „Lissabonvertrag” nicht sagen kann.