Dies ist die Brücke Puente Llaguno ganz nahe dem Präsidentenpalast “Miraflores” in Caracas, die in den Filmen “The revolution will not be televised” und in “War on Democracy” eine wichtige historische Rolle spielt. Von hier aus, so behaupteten die Putschisten vom 11. April 2002, hätten Chávistas auf einen friedlichen Demonstrationszug von Oppositionellen geschossen und mehrere Leute getötet. Sie hatten einen Film, der genau an der Ecke mit dem kleinen Lokal Männer zeigte, wie sie, selbst immer versuchend in Deckung zu bleiben, von der direkt an das Lokal anschließenden Brücke schießen. Diese Aufnahmen wurden mit entsprechenden Text unterlegt und im Privatfernsehen gezeigt, was den Putsch legitimieren sollte. Allein es gab keinen Demonstrationszug auf der Straße unter der Brücke! Der kam dort nie vorbei.
Andere Kameraeinstellungen, die in den erwähnten Filmen zu sehen sind, zeigen, dass unter Brücke kein Zug zu sehen ist. Die Männer schießen wahrscheinlich auf die Scharfschützen, die Teilnehmer beider Demonstrationszüge, der der Oppositionellen und der der Chávez-Anhänger, erschossen hatten.
Das war nicht die einzige Lüge, die die oppositionellen Sender verbreiteten. Schon vor den Schüssen und den Toten wurde eine Erklärung mehrerer hoher Militärs aufgenommen, die dem Präsidenten ihre Gefolgschaft verweigerten, weil „das Blut friedlicher Demonstranten an seinen Händen” klebe. Wie ein Journalist von CNN vor laufender Kamera aussagte, war diese Erklärung schon lange vor den Erschießungen gefilmt worden. Zum Zeitpunkt der Erklärung gab es noch gar keine Toten! Alles war inszeniert um den Putsch moralisch gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Meinen sie das, wenn jetzt manche nach “Pressefreiheit” rufen, wenn die Sendelizenz eines dieser Kanäle nicht verlängert wird?
Die Putschisten schlossen den Regierungssender gewaltsam, drohten Miraflores samt der legitimen Regierung zu bombadieren und nahmen den gewählten Präsidenten Hugo Chávez fest, nach dem sich dieser ergeben hatte um das zu verhindern. Sie behaupteten Chávez sei zurückgetreten, was ebenfalls nicht der Wahrheit entsprach. Der Industrielle und damalige Präsident der venezolanischen Industrie- und Handelskammer Pedro Carmona ließ sich zum neuen Präsidenten ausrufen. Die Rede war, wie so oft, von “Freiheit”, “Demokratie”, “Gerechtigkeit”. Was tatsächlich geschah war aber, dass das Parlament, das Höchste Gericht und unter vielen anderen auch der Volksanwalt entlassen wurden.
Aber: “Todo 11 tiene su 13.” (“Jeder Elfte hat seinen Dreizehnten.”) Zwei Tage später war Hugo Chávez wieder zurück in Miraflores, der Pusch gescheitert und die “bolivarianische Revolution” fürs Erste gerettet. Auf der Brücke steht nun ein Denkmal, das an diese Vorfälle erinnern soll.
Sehr empfehlenswert ist es, zu diesem Thema die Dokumentation eines irischen Filmteams “The revolution will not be televised” (“La revolución no será televisada”) anzusehen, das zufällig in den Putsch geraten war. Die hier gezeigte Version ist mit englischen Untertiteln versehen.
Hier eine kurze Dokumentation der venezolanischen Regierung zum Thema in englischer Sprache:
(Zuletzt geändert am 25.10.'10 um 8:50)
Am 27. Februar 2008 um 16:34 Uhr
Lieber Subhash,
erst mal ein riesen Kompliment und ein herzliches Dankeschoen fuer diese grandiose Website.
Gerade hab ich den Film ueber den Putschversuch angesehen und es ist schon ein sehr eigenartiges Gefuehl, den eigenen Sohn (Simon) auf deinem Foto an dieser geschichtstraechtigen Stelle auf der Bruecke zu sehen.
Ich hoffe, allen geht es gut (Simon ist nicht gerade ein eifriger Berichterstatter) und wir warten hier gespannt auf die naechsten Berichte.
Am 28. Februar 2008 um 01:48 Uhr
@ Arthur:
Simon gehts gut, so weit ich weiss, sind alle OK, nur eine Teilnehmerin hat Durchfallprobleme, was sich aber meist in ein paar Tagen wieder einpendelt.
Am 3. November 2008 um 22:24 Uhr
Der irische Film ist getürkt und ist schon lange her bewiesen als Solches. Obwohl biased, von der Dramatik her, sehr sehenswert.
Das von der Brücke Pro Chavez Leute geschossen wurde ist auch bewiesen, obwohl die Toten beiderseits, manche mit Kopfschüssen (Zielfernrohr) vorgefunden, sicher nicht von der Brücke Laguno kamen. Die von der Brücke haben typisch venezolanisch, ziellos darauf los geballert.
Am 3. November 2008 um 22:47 Uhr
Nun, dass es einen zweiten Film gibt, der behauptet „The revolution will not be televised” sei getürkt, ist mir bekannt. Und dass es einen dritten gibt, der behauptet der zweite sei getürkt. Ich habe diese beiden Nachfolger aber nicht gesehen.
Wie auch immer, dass von der Brücke geschossen wurde, bestreitet ja auch niemand; dass das Chavistas waren, ist plausibel, aber der Punkt ist doch, dass sie eben nicht auf die Demonstration der Opposition geschossen haben. Und sehr unwahrscheinlich, dass im Auftrag der Regierung jemand von der Brücke schoss.
Weiters ist ja auch ein wichtiger Punkt im Film, dass die Erklärung der Generäle, die Chávez ihre Loyalität aufkündigten, schon vor den Toten aufgenommen wurde, obwohl diese darin erwähnt wurden. Wie soll man sich das erklären, wenn nicht damit, dass diese Generäle wussten, dass diese Toten bei Ausstrahlung der Erklärung gefallen sein würden? Und wahrscheinlich deshalb, weil sie dafür gesorgt haben, dass sie fallen werden.