Ich lese grad ein schönes Buch: „Politik des Herzens”. Wolf Büntig sagt darin:
„Wo der Einzelne resigniert vor der Aufgabe, sein Wesen zu persönlicher Eigenart zu entfalten, lebt er die normale Depression.”
Das ist das, was ich erkannt habe, als ich die Filme über Venezuela sah: Dass wir hier in Europa, vielleicht vor allem in Deutschland und Österreich in einer „normalen (also weitestverbreiteten) Depression” leben. Was die Schweiz macht, weiß ich nicht so genau. Klingt aber recht ähnlich. –
Wer sich nicht um die anderen schert, sondern nur im eigenen Saft schmort, der ist ein Egoist oder bestenfalls ein Familienmensch. Leute, die erkannt haben, dass sie keine Einzelwesen, sondern mit allem, dem ganzen Universum, verbunden sind, haben die Pflicht, die so genannten öffentlichen Dinge, also das, was den eigenen Haushalt übersteigt, mitzugestalten. Auf genau die Art und Weise, die sie für angemessen und richtig halten. Das ist meine Meinung. Wenn das Spirituelle nicht politisch wird, ist es unnötiger Firlefanz für gelangweilte, priveligierte, verwöhnte Höhere Töchter und Söhne. –
Hans Peter Dürr sagt im oben erwähnten Buch:
„Eine Gesellschaft, die auf Exaktheit pocht, verzichtet auf Beziehungsstrukturen, weil Exaktheit immer bedeutet, dass ich Beziehungen durchschneiden muss. Und dann habe ich eine Denkstruktur, die aussieht wie eine Kommode mit Tausenden von Schubladen.”
Und:
„Jedes System ist ständig in Bewegung. Damit ist es nicht statisch, sondern eigentlich instabil. Der Witz liegt darin, dass diese Instabilität eben erreicht wird durch Regulationssysteme von Kräften und Gegenkräften, die einen immer wieder in diesem Punkt des Gleichgewichts halten.”