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12. Februar 2008

Universidad Bolivariana de Venezuela (UBV)

Abgelegt in Kategorie: Caracas — Subhash @ 17:58

Der Hauptsitz der UBV ist das ehemalige Verwaltungsgebäude der PdVSA, der Erdölgesellschaft, das beim so genannten “Ölstreik” 2002/2003, der ja eher als Aussperrung zu betrachten ist, vom höheren Management verlassen und daraufhin von der Regierung als Universitätsgebäude in Besitz genommen wurde. Die UBV wurde am 29. Juli 2003 gegründet. Sie ist als Antwort auf den Neoliberalismus gedacht, besteht aus 9 Hauptgebäuden und über 300 Nebenstellen, die über das ganze Land verstreut sind. Jedem und jeder soll ein kostenloses Studium ermöglicht werden.

Vortrag von Dr. Julio Vivas

“UBV, eine Universität für das 21. Jhdt.”

1999 zu Beginn der Regierung Chávez haben wir folgendes Bild der Bevölkerung:

  • 2.000.000 Menschen sind ohne Identifikation, das bedeutet ausgeschlossen vom gesellschaftlichen Leben. Ohne Wahlrecht, ohne Möglichkeit auf öffentlichen Transport, ohne Bankkonto, usw. Eine der ersten “misiones” (Sozialprojekte) hat das weitestgehend behoben.
  • 1,5 Mill. erwachsene Analphabeten (-> mision “Robinson”)
  • 0,7 Mill. ohne Grundschulabschluss
  • 1,2 Mill. ohne weitergehenden Schulabschluss
  • 0,6 Mill. haben Schulabschluss, aber keine Universitätsausbildung
  • < 50% der Kinder haben keinen Schulzugang

Diese Zahlen sind nicht typisch für Venezuela, sondern allgemein für Südamerika und die so genannte Dritte Welt. Sie sind ein Ergebnis des neoliberalen, kapitalistischen Wirtschaftens, das Bildung als Ware sieht, die erkauft werden muss, und nicht als Recht eines Menschen.

Ein gutes Beispiel für den Warencharakter der Ausbildung sind die Ärzte Venezuelas: Für die oberen 20% der Bevölkerung gibt es 50.000 Ärzte. Diese Privatärzte betreuen durchschnittlich etwa 100 Patienten. Ein “bolivarianischer Arzt” betreut dagegen tausende Patienten. Sie gehen in die barrios und aufs Land. Nur 4 auf privaten Unis ausgebildeten Ärzte haben sich dafür gemeldet.

Nun wird eine kostenlose medizinische Versorgung für alle geboten, eine Erhöhung der Zahl der Medizinstudenten auf 100.000 wird angestrebt.

Auf der UBV, der ersten sozialistischen Universität in Venezuela, werden 14 indigene Sprachen unterrichtet, weiters unter anderem Englisch, Französisch, Russisch, Chinesisch, Deutsch und Spanisch für Ausländer. Die Universität arbeitet natürlich auch mit einigen misiones zusammen (mision sucre: flächendeckende universitäre Ausbildung; mision ribas: Möglichkeit, die Matura nachzuholen; …)

Ziel der UBV bzw. des Bildungsideals, das sie vertritt, ist die Überwindung des Egoismus, dessen strikteste Ausbildung der Kapitalismus, der Imperialismus ist. Die UBV erzieht daher bewusst zur Solidarität. Der Bildungssektor ist von 1% auf 7% des Budgets gestiegen, das Bildungsbudget hat sich vervierfacht. Der Zugang zur UBV ist völlig frei. Als erstes soll den 600.00 Leuten mit Schulabschluss ein Studium ermöglicht werden, soferne sie das wollen. Nach einer Umfrage haben außerdem 500.000 Arbeiter Interesse an universitärer Bildung. Es gibt also noch einiges zu tun.

(Zuletzt geändert am 25.10.'10 um 8:51)

Venezuelas Wappen