Mérida liegt auf 1625 m Höhe in der Cordillera de Mérida. Die Stadt ist sauber und recht schön, wenn auch kaum mehr Originalbauten aus der Kolonialzeit vorhanden sind, weil diese durch Erdbeben zerstört wurden. Der Plaza Bolívar ist eine sehr gepflegte Grünanlage mit Reiterdenkmal.
Exkurs: Die Darstellung des Pferdes bei Reiterdenkmälern hat folgende Bedeutungen: Wenn das Pferd alle Beine am Boden hat, ist der Reiter eines natürlichen Todes gestorben (wie es bei Simón Bolívar eigentlich der Fall war). Ist ein Bein gehoben, starb der Reiter in Folge eines Kampfes, sind zwei Beine erhoben, starb er im Kampf. (Von Reiterinnen ist mir persönlich nichts bekannt.)
Mérida ist eine konservative (und daher oppositionelle) Touristen- (siehe z. B. Pico Espejo, 4765 m) und Universitätsstadt. Die Universidad de Los Andes (ULA) genießt einen sehr guten Ruf und ist die zweitältestes Universität des Landes (gegründet 1810). In der Stadt gibt es mehrere Universitätscampi. Studentenunruhen haben hier jahrzehntelange Tradition und haben sich unter Chávez sogar vermindert, obwohl die westlichen Medien das ganz anders darstellen. Ein – im übrigen unangekündigter Besuch – in der Fakultät für Wirtschaft und Sozialwissenschaft bescherte uns einen sehr interessanten Vortrag einer Wirtschaftshistorikerin samt Diskussion.
Ihre Einschätzung der Versorgungskrise (von der wir nichts spüren) war ähnlich der von Thomas Straka (UCAB). Auch sie sieht die Hauptschwierigkeit in ererbten Strukturproblemen durch Vernachlässigung der Landwirtschaft (Stichwort „Dutch Disease”). Die Venezolanische Mentalität denkt eher an Import von Waren als an Eigenproduktion. Zusätzlich, meint sie, seien die Preis- und Devisenkontrollen der Regierung kontraproduktiv. Als Wirtschafts-Wissenschaftlerin beführwortet sie ein von der Politik unnabhängiges Agieren der Wirtschaft, lehnt aber Privatisierungen ab. Die Erdölgesellschaft PdVSA solle beispielsweise auf Profitmaximierung ausgerichtet werden, den die Regierung dann nach sozialen Kriterien verteilen solle.
Am 26. Februar 2008 um 18:06 Uhr
Judith, wann hören wir endlich wieder mal was von dir? Wir vermissen dich schon alle sehr.
LG Kristina