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26. Februar 2008

Zweierlei Universitäten

Abgelegt in Kategorie: Bogotá — Subhash @ 22:45

Ein interessanter Vergleich ist der zwischen der staatlichen Universidad Bolivariana de Venezuela (UBV) in Caracas, die am 29. Juni 2003 gegründet wurde, und der privaten Universidad de Los Andes (UdA) in Bogotá. Erstere soll dezitiert eine Alternative zum Neoliberalismus anbieten und weiterentwickeln, allen Menschen kostenlos offen stehen (Schlagwort: “Universalisierung der Bildung”) und ist ihrem Selbstverständnis nach bewusst ideologisch (und zwar links), zweitere wurde 1948 gegründet um eine „unpolitische” Universität zu sein (als ob so etwas möglich wäre), erhebt sehr hohe Studiengebühren (8.800.000 kolumbianische Pesos pro Semester, das sind über 3.000,- €, für Medizin sogar etwa 4.000,- €), hat eine Zulassungsprüfung und hat sich zu einer elitären Universität entwickelt, die Sprungbrett für große Karrieren ist. Das neue Gebäude der UdA ähnelt eher dem Wiener Hilton als dem neuen Institutsgebäude in Wien, Rolltreppen führen von Stock zu Stock, zahlreiche Studienräume stehen den Studierenden zur Verfügung, die Bibliothek wirkt umfassend und sehr modern und überall Militär, Security, Schranken und Videoüberwachung, während der Metalldetektor der UBV eher wie eine Atrappe wirkt.

Die UBV hat zur Zeit im ganzen Land etwa 170.000 Studiernde, die UdA 14.000. Während die eine Universität Bildung als gemeinsames Gut des Volkes und als Menschenrecht sieht und die Universität zu den Leuten bringen will anstatt die Leute zur Universität, setzt die andere auf Begabtenförderung, Auslese und Konkurrenz. Dort wird von allen für alle gelernt, hier zum eigenen Profit gegen alle anderen, die Mitstreiter sind um die lukrativen Posten für Akademiker der angesehensten Universität. Für mich persönlich ist dieses Ansehen sehr zweifelhaft und ich würde viel lieber ein Gastsemester auf der UBV in Caracas verbringen, als im „ideologiefreien”, überwachten Glanz der UdA in Bogotá.

Nichtsdestotrotz war die Führung durch die Universidad de Los Andes sehr liebenswürdig und kompetent. Nicht nur die Professorin berichtete uns, auch der „Hausmeister”, der uns begleitete, war sehr gut informiert und durchaus als Fremdenführer qualifiziert. Auf Fragen wurde bereitwillig eingegangen, wie ja auch schon auf der UBV. Der anschließende Vortrag von Marta Angel Herrera, Politikwissenschaftlerin und Wirtschaftshistorikerin, über die 1.000jährige Besiedelung der Hochebene von Cundinamarca war aufschlussreich und spannend und zeigte einmal mehr die Ausmaße des Genozides an den indigenen Völkern durch die europäische Invasion.

Venezuelas Wappen