Das Internet entwickelt sich. Und zwar schnell. „99,9% aller WebSites sind veraltet”, schreibt Jeffrey Zeldman <http://www.zeldman.com> in seinem Buch „Designing with WebStandards”.
Viele von uns haben noch Seiten mit durchlaufendem Text vom linken Monitorrand bis zum rechten erlebt, den niemand lesen konnte ohne alle drei Zeilen den Anschluss zu verlieren. Wir haben bunte Hintergrundbilder gesehen, die Text gar nicht mehr erkennen ließen, blinkende, drehende, hüpfende und lärmende Elemente, die alle um Aufmerksamkeit schrieen und Verwirrung stifteten und Trennstriche, über die Schäfchen sprangen, als man Bilder auch animieren konnte. Leider sieht man so etwas manchmal auch heute noch und leider auch bei neu erstellten Seiten.
Später begann das Gestalten mit Tabellen und Platzhalter-Gifs, was endlich halbwegs anständiges Layout ermöglichte. Allerdings uferte der Quellcode aus und HTML wurde für Dinge verwendet, für die es nie gedacht war. Zusätzlich tobte der Browserkrieg Internet Explorer gegen Netscape. Das konnte nicht gut gehen. Beide Hersteller warfen eigene Erweiterungen ins Rennen und WebDesign wurde zur Wissenschaft. Es war mit großem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden, Seiten zu schreiben, die wenigstens auf diesen beiden Browsern gut aussahen und sich auch auf alten Versionen sehen lassen konnten. Zusätzlich war oft genug auch noch eine druckbare Version nötig. Hatte man das dann alles hinbekommen, erschien eine neue Browserversion und zerstörte wieder die sorgfältig ausgetüftelten Seiten. WebDesigner mussten Seiten immer wieder überarbeiten; nicht um neuen Inhalt bereitzustellen, die WebSites besser zugänglich zu machen oder neue Features anzubieten, sondern nur um den Stand zu halten. Eine Site, die möglichst viele Leser erreichen wollte, musste manchmal in sechs Versionen abgefasst werden. Jedes Update verursachte sechs Korrekturen. Mit Datenbankprogrammierungen konnte das zwar umgangen werden, aber die vielfachen Abfragen erzeugten wiederum zusätzlichen Traffic, der ja auch bezahlt werden musste. Für große und vielbesuchte Seiten spielt das eine gewichtige Rolle. Aber auch auf kleinen Seiten mussten zumindest die Leser mit ihrer Zeit bezahlen und viel Geduld zeigen, wenn eine Seite 120 KB groß war, wo eigentlich 30 auch gereicht hätten. (Auch heute noch gibt es in unseren Breiten an die 62% Modemnutzer.)
Um diese Probleme zu lösen entstand schon 1994 das World Wide Web Consortium (W3C) <http://www.w3.org> und arbeitete Empfehlungen und Spezifikationen aus um das Web weiter zu entwickeln und zu gewährleisten, dass die verschiedenen Technologien gut zusammenarbeiten. Dem W3C gehören um die 500 Organisationen an. Und nun endlich ist es so weit, dass alle modernen Browser die Empfehlungen des W3C so weit unterstützen, dass es wirklich Sinn hat, damit zu arbeiten.
WebStandards verlangen eine strikte Trennung von Inhalt und Darstellungsanweisungen. Das hat viele Vorteile:
Klingt gut, nicht? Das alles wird erreicht durch sinnvollen, gültigen und gut strukturierten HTML-Code in Verbindung mit Cascading StyleSheets (CSS).
Überschrift, Absätze, Listen, Tabellen usw. werden als solche bezeichnet und nicht durch Schriftschnittzuweisungen, Größen- und Ausrichtungsangaben, Farbdefinitionen und Dekorationen abgehoben und überladen. Alle Formatierungsangaben werden in die CSS-Datei ausgelagert. So ist es ein Leichtes, beispielsweise alle Titelzeilen einer Website mit einem einzigen Befehl eine andere Farbe zuzuweisen.
Man kann für eine WebSite mehrere CSS-Dateien für die verschiedensten Medien erstellen. Sie können z.B. für den Druck die Navigation weglassen oder eine andere Schrift für den Lauftext definieren, die am Papier besser zu lesen ist, als die Variante für die Anzeige am Bildschirm. Sie erreichen durch korrekte Strukturierung des Inhaltes, dass Software zur Sprachausgabe (etwa für Blinde oder stark Sehbehinderte) Titel als solche erkennt und entsprechend vorliest. (Was sollte im anderen Fall ein Screenreader mit einer Anweisung wie „fett, groß” und „Times New Roman” anfangen?) Selbst die Ausgabe auf einer Braille-Zeile ist durch StyleSheets steuerbar.
Die Möglichkeiten der Gestaltung mit WebStandards sind auch schon jetzt beeindruckend, wo noch auf die schlechte Implementierung von CSS im Internet Explorer auf Windows Rücksicht genommen werden muss. Das beweist aufs schönste der „CSS-Zengarden” <http://www.csszengarden.com>, ein Projekt, bei dem WebDesigner aus aller Welt einer immer gleichen HTML-Datei nur durch StyleSheets verschiedenste ansprechende Designs geben. Bedenken Sie was das für eine signifikante Zeitersparnis bei Ihren Redesigns bedeuten kann!
Seiten, die nach WebStandards erstellt werden, sind schnell. Die Formatierungsangaben (in Form der StyleSheets) werden nur einmal geladen und dann für alle Seiten weiterverwendet. Schaltet der User auf ein anderes StyleSheet um (ja, auch das ist möglich!), dann muss der Inhalt nicht noch einmal geladen werden. Korrekte Struktur und die Verwendung von CSS ermöglicht eine nennenswerte Einsparung der zu übertragenden Datenmenge ohne Abstriche bei der Gestaltung zu machen, was die Besucher, vor allem die ohne Breitbandanschluss, freuen wird.
Werden diese Einsparungen mit Millionen Besuchern multipliziert, dann wirkt sich das dramatisch aus: Der amerikanische Sportfernsehsender ESPN <http://www.espn.com> rechnet mit einer Einsparung von 730 Terabytes pro Jahr an Datenverkehr durch den Umstieg auf Standard-basiertes WebDesign. Das spart mehr als eine Viertelmillion Dollar.
… und honorieren das Programmieren nach WebStandards, indem sie bessere Platzierungen für entsprechende Sites vergeben. Das ist verständlich, denn auch Suchrobots können eine gut strukturierte und von allen Formatierungsangaben befreite Site schneller indizieren und besser „verstehen”, also sinnvoll bewerten.
Sites nach WebStandards funktionieren weiterhin korrekt während sich die Browser entwickeln und immer neue Geräte auf den Markt kommen, weil sie sich nach offenen Standards richten, die eine gemeinsame Basis zur Verfügung stellen. Sie können auf diversen Browsern, Plattformen (Windows, Mac, Linux, Unix, …) und verschiedenen Internetausgabegeräten (WAP-Handys, Handhelds, Drucker, …) sinnvoll und ansprechend ausgegeben werden. Auch in Zukunft. Ständige Nachbesserungen, um invaliden Code an neue Browserversionen anzupassen, entfallen. WebSites können kostengünstiger als zuvor erstellt, gewartet und erneuert werden und dabei ein größeres Publikum erreichen.
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