Das Licht am Morgen ist sanft, weich und arbeitet bei schönem Wetter Strukturen trotzdem gut heraus. Ähnlich das am Abend.
Was aber, wenn wir ausgerechnet Portraits um die Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein fotografieren müssen und kein aufziehendes Gewitter, wie am Bild links, das Licht dämpft? Widerspricht das nicht den Grundregeln der (Portrait-) Fotografie? – Nun, es gibt ein paar einfache Tricks, auch um diese Zeit mit einfachen (oder auch gar keinen) Hilfsmitteln zu gut durchzeichneten Portraits zu kommen.
Beim Portrait-Workshop „Einander sehen” 1) werden wir, falls das Wetter nicht bedeckt ist, mit solchem harten Licht umgehen müssen, wie so oft auf Reisen auch, wo wir uns vielleicht ebenfalls nicht aussuchen können, wann wir fotografieren wollen. Die erste Fotosession der Workshops wird um 11 Uhr beginnen, nach wirklicher Ortszeit also um 10:04 Uhr, wenn wir pünktlich sind. Das geht anfangs vom Licht her gerade noch, aber am Nachmittag soll die zweite Session um 13:04 Uhr wirklicher Ortszeit beginnen, also zur Zeit des härtesten Lichtes.
Hartes Licht ist per se ja auch gar nicht schlecht für Fotografie. Vielleicht will der eine oder die andere gerade scharf konturierte, harte, zugelaufene Schatten, überstrahlte Lichter, schärfsten Kontrast. Solches Licht schmeichelt nicht, kann aber Dynamik, Entschlossenheit, Härte ausdrücken. Dann passt die Zeit und das Licht perfekt.
Doch das ist nicht alles an Lichtqualität, was wir zur Verfügung haben werden. – Nein, es wird keine Softboxen geben und schon gar kein Fotostudio. Brauchen wir auch nicht. Auf Reisen haben Sie das für gewöhnlich auch nicht zur Verfügung. Wir werden mit dem Licht arbeiten, das wir vorfinden, uns nur ein wenig an die Gegebenheiten anpassen und wunderbar weiche Portraits genauso aufnehmen können wie aggressive, harte.
Eine Möglichkeit, die tiefen Schatten des harten Mittagslichtes aufzuhellen, wäre der Einsatz von Blitzlicht. Ein Blitz kann gute Dienste leisten, wenn man ihn so regulieren kann, dass er nicht unnatürlich dominantes Licht liefert. Ich bin ja gar kein Freund des Blitzlichtes, aber das wäre eine Möglichkeit.
Die zweite Möglichkeit ist der Einsatz eines Diffusors und/oder eines Reflektors. Es gibt preisgünstige Faltreflektoren mit mehreren Oberflächen und einem Diffusor als Kern, der uns weiches Licht schenkt. Ich werde so etwas zur Verfügung stellen.
Eine noch einfachere, aber, wenn es um Portraits geht, sehr lohnende Möglichkeit, die Sie fast immer zur Hand haben ohne noch mehr Ausrüstung herumtragen zu müssen, ist die, das Modell in den Schatten zu stellen, beispielsweise in einen Hauseingang. Das schlägt gleich vier Fliegen mit einer einzigen Klappe. (Kein Wunder, dass das mein Favorit ist.) Wir haben weiches Licht, mit dem der Sensor unserer Digitalkamera gut zurecht kommt, wir haben einen dunklen Hintergrund, der nicht vom Gesicht ablenkt und wir haben Spitzlichter in den Augen, die sie betonen und lebendig aussehen lassen, die gesuchten „catchlights”. Dazu muss unser Modell nur auf die hellere Straße hinaussehen. Natürlich tut’s auch der Schatten eines Baums statt des Hauseinganges, wenn wir den resultierenden Grünstich per manuellem Weißabgleich oder später in der Ausarbeitung korrigieren oder ohnehin eine SW-Fotografie aufnehmen wollen. – Und die vierte Fliege? – Unser Modell wird auch ohne Sonnenbrille einen wesentlich entspannteren Gesichtsausdruck haben, als es blinzelnde Augen in der Mittagshitze zulassen! 2)
1) Portraitworkshops „Einander sehen” gibt’s am 3. Juni, 8. Juli, 5. und am
15. August ’12 in Mödling nahe Wien. Eine genauere Beschreibung ist hier zu finden. ↑
2) Diese Tipps stammen aus meiner Erfahrung und aus David duChemins PDF-eBook „Forget Mugshots”, das sich mit Portraitfotografie bei natürlichem Licht beschäftigt. Sie finden darin noch mehr gute Hinweise.
Aufrufe dieser Seite: 15.356
Für alle Texte und Bilder gilt, wenn nicht anders angegeben: © Subhash
↓ Ähnliche Artikel
- 4 x Abstrakte Fotografie
Vier Gelegenheiten meine Abstrakte Fotografie in nächster Zeit zu sehen. Weiterlesen - Online-Shop nun auch auf Englisch
Zum größten Teil ist dieses Fotoblog in Deutsch geschrieben, aber der kleine eingebundene Shop, wo Sie unter anderem Fotografien kaufen können, ist ins Englische übersetzt worden (sowie einige Artikel). Jetzt können sich auch Englischsprachige meine Bilder an die Wand hängen! 🙂 Anmerkung: Seiten, die Artikel anbieten, die nur auf Deutsch erhältlich sind, werden nicht übersetzt oder – Weiterlesen - Das unterstützen, was man mag
Nun können Sie dieses Fotoblog und meine fotografische Arbeit durch Micropayment mit Flattr unterstützen. Weiterlesen
Hallo Subhash,
da wünsche ich Dir bzw. Euch gutes Licht, eine tolle Gruppe und motivierte Modelle. Das müßte dann interessante Bilder ergeben. Leider ist es von Leimen nach Baden zu weit, als das ich mich anmelden könnte. Interessant wäre es schon, denn außer der Familie habe ich noch nie mit Menschen fotographisch gearbeitet.
HG Jürgen
Danke für die guten Wünsche!
Da der Weg für dich zu weit ist, würde ich dir immerhin David duChemins „Forget Mugshots” empfehlen, wenn du des Englischen ein wenig mächtig bist. Das ist schon eine inspirierende Lektüre, auch wenn man vielleicht nur die Enkelkinder ablichten möchte.